Die Eifel-Ardennen-Attacke

Die Tage vom 13.8. - 19.8. 2005 werden im Gedächtnis der Menschheit
verharrt bleiben, wie ein Haken im Fischmaul: bedeutend, endgültig.

Die große Historie des Radsports wurde innerhalb Wochenfrist in
neue Ontologien verpflanzt. Das Vorderrad bedurfte einer neuen
Definition, der Sattel hatte das Besitzrecht verloren, die Bremsen
sind nun endgültig vom derallentierenden Moment befreit und
das Konzept der Zweieinigkeit von Rad und Radler ist letztgültig
vom Ballast der einseitigen Führung befreit!

Drei harte Kämpfer vor dem Herrn (der Frau natürlich auch,
liebste KämpferInnen(mit orthografisch falScHer Majuskel inner-
halb eines Wortes)) haben sich die Aufgabe gestellt, innerhalb
von nur 6 Tagen die kompletten Frühjahrsklassiker und die
weiteren Rennen auf belgisch-deutsch-luxemburgischem
Terretorium abzuradeln und das in Bestzeit!!

Numero uno:
El pinche Triathlonpendejo "Iron" - Eisenmann: Esteban!

Numero dos:
Der Bezwinger der Mont Ventoux Nordwand: Seide!

El ultimo:
Das Gedärm der westlichen Welt: el supremo jorge

 

Die Etappen in Wort und Bild:
Bilder können zur Vollansicht angekickt werden!

 

Etappe mit Bildvorschau
Unnötiger Kommentar

Koblenz - Daun (105 km)

Zu Beginn eine rasende Abfahrt. Wegen der schlechten Bildqualität wurde die Steigung lupiert und geschärft, relativ unerfolgreich leider, es waren aber 21% und die Höchstgeschwindigkeit betrug 72km/h.

Kulturprogramm: Monreal, die Perle der Eiffel, das Absurdum der französischen Touristen, der Ort nach der ersten Crossabfahrt über 200 Höhenmeter durch wilde Brennesselplantagen. Noch Sonnenschein.

Ankunft in Daun (19.30 Uhr), 15 Kilometer vor dem ausgemachten Etappenort Gerolstein. Eine böse Enttäuschung. Frau Kaluffke gab uns trotzdem Quartier und in einer Rockerkneipe gabs Essen und große Biere (0,33 l pro Weizen und Pils).

Regen über der Eifel!

Daun - St. Vith (70 km)

Von Daun aus war an weiterradeln nicht zu denken. Die Sintflut, der Bruch des Ederseestaudamms und die Ausflussorgien durchschnittlicher Furunkel haben sich zu einem großen Strom des Widerstands gebündelt.

Große Niederlage: Mit dem Zug nach Gerolstein und dann bis nach Dahlem.

Danach wurde trotzdem das Rad gesattelt und der Kampf mit den Urgewalten, der Kampf von Gut gegen Böse, der Kampf von Oben gegen Unten, der Kampf von Stiefel gegen nasse Socke wurde angegangen. Über Manderfeld, nach Büllingen wurde St. Vith angesteuert.

Eine große Niederlage: Lüttich wurde aus dem Tourplan gerstrichen. Weinende Männer, zusammengetretene Fahrräder und Nachbarskinder waren die Folge.

St. Vith - Bastogne - Ettelbrück (120 km)

Mit neuem Mut, einem sicheren Verstand, einem klaren Blick und der nötigen Portion Glück wurde die Hölle des Nordens durchstochen.

Belgier sind nicht nur perverse Fritten- und Muschelvertilger, nein sie sprechen hier auch alle deutsch als Muttersprache und haben seltsame Skulpturen im Garten. (Der Hodensack hat im Wind gewackelt wie die Espen im April, ehrlich!!)

 

Bastogne, die Seele des Radsports, die Antwort auf alle Fragen, das Schaffott für alles radartige.

 

 

 

Weiter über böse Steigungen und miese kleine Feldabfahrten in die große paradisische Schlammwelt des Doktor Madd, in der sich kurz vor unserer Ankunft noch mindestens 12 junge Belgierinnen im Schlammcatchen übten.

 

Wir mussten das Unternehmen aber durchkreuzen und die elfengleichen Dorfschönheiten (darunter 2 Weinköniginnen aus Bottrop) verschwanden im Wald wie die Nebelschwaden, so dass uns sogar eine Fotodokumentation möglich war.

 

 

Kurz vor der Ankunft in der sehr hässlichen und unfreudlichen Stadt Ettelbrück, eine rasante Abfahrt mit Tempo 70 und Esch-sur-Sûre, dem Neapel des Nordmittelwestens.

Ettelbrück - Luxemburg - Echternach (85 km)

Die Alzette im 32 km/h-Schnitt hochgedonnert, in Luxemburg mit einem Triathlon-Profi (Herr Bokel) Kaffee getrunken, danach nach Echternach den wohl schönsten Teil der Strecke runtergebraust und einen kleinen Sonnenbrand abgeholt.

"Die Welt könnte so schön sein, ohne Dich!" (Die Ärzte)

Echternach war eine Offenbarung. Ein Rock'n'Roll-Konzert extra für uns aufgeführt und uns die rosa Liebslounge verpasst. Das unpassenste was drei Ex-Mexiko-Chauvi-Machos vertragen können.

Echternach - Trier (nur 45 km)

Eine kleine, schnelle Schönwetteretappe, die wegen der Ausreiseformalitäten für unseren Thüringer notwendig wurde. Schnell der Sauer entlang und dann doch kurz über die Weinberge nach Trier. Steigungen, siehe Foto, und Abfahrten, z.T. mit sehr schlechtem Asphalt. Für Könner kein Problem, für el supremo schon.

 

Der Ausreiseantrag, bzw. Einreiseantrag, wie man es halt so sieht!!, wurde direkt vor der Porta Nigra ausgefüllt und danach durfte auch der Seide endlich wieder nach Deutschland.

 

 

Wir hingegen nahme den direkten Weg durch das Blumentor in den Garten Eden. Sirenen sangen uns den sonnigen Mittag in die Seele, Musen küßten uns, und beflügelten unsere Gedanken, Pan spielte zum Tanz und Quasimodo zeigt uns seinen Turm. Danach gab es Käse und Schenkelstärkbrühe.

"God is a DJ!" (Faithless)

 

Wer nun den Fährmann bezahlt, hat definitiv die Rechnung bekommen. Vor allem weil das Bootle nicht in der Mosel sondern neben ihr steht. 2:2 gegen die Holländer gewonnen, das reicht.

Trier- Koblenz (180 km)

Die Höllenetappe, das Ende der Humanität, der Abfall der Nächstenliebe auf ein Niveau des Egoismus, des Überlebens, der Desozialisation.

Seide hat zuvor schon aufgeben, el supremo musste nach 115 Kilometern ein paar zwanzig im Zug Richtung Koblenz verbringen, nur Esteban hat durchgezogen!

El supremo jorge hat 45 Kilometer im Zug verbracht, die letzten 20 Kilometer also wieder auf der Strecke. Und da hat sich das alte Radfahrergesetz gezeigt: Du bekommst nichts geschenkt, jeder Berg hat seine Abfahrt, jede Abfahrt muss teuer am nächsten Berg erkauft werden. Was zu Beginn in Koblenz für einen Geschwindigkeitsrausch sorgte war nun am Ende für den ultimativen Crash verantwortlich: 21 %!!

Letztendlich bleib die sexy Radfahrerbräune, die vor allem bei reifen Frauen, bei faulen Frauen, bei zieloreintierten Frauen und Abteilungsleitern sehr gut ankommt. Ein Mann mit derartiger Bräune kann sich schinden und liegt nicht nur mit dem Kicker, einem Sixpack, drei Kumpels und Schwimmflügeln am Baggersee rum.

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© jorge