Wie sprach schon König Ödipus bei Sophokles:
"Am schmerzlichsten
sind jene Qualen,
die man frei sich selbst erschuf"
Oder Willi Busch mit Willhelm Buch gesprochen:
"Rotwein ist für alte Knaben eine von den besten Gaben"
Die alten
Kameraden der letzten Tour haben sich erneut aufgemacht,
die Gipfel der Welt, die Gipfel des Radsports und die Gipfel ihrer
geschundenen Seelen zu erklimmen. Das Ziel sollte der
Schwarzwald sein, doch dann wurde kurzfristig wegen des
anhaltenden guten Wetters das Ziel geändert:
FRANKREICH
Das Land im Osten mit seinem Hang zum Gulasch, den
süßen Weinen, dem Palatschinken, der Donau, der
Paprika .. öhm, kleiner Fehler, ich meinte das Land
im Westen mit den erotischen Frauen, dem Weißbrot,
dem Rotwein, den rostenden Autos, dem muffligen Käse
und halt auch mit den Bergen und der Tour de France.
Frankreich, du Feste im Wind,
Frankreich, du Haarschopf am Grind,
Frankreich, du Eule in der Nacht,
Frankreich, 23, 0, 8.
(Die letzte Zeile ist mir leicht mißraten)
Die Etappen in Wort und Bild:
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Etappe mit Bildvorschau |
Unnötiger Kommentar |
Les Theneux - Les Honoires 1500 - Les Theneux |
Da war der Campingplatz, leider auf 1000 m Höhe.
Fotos gibts davon keine, denn campen können sogar Holländer. Konsequenterweise
doch! Bemerkenswert war nur das kleine Bergzeitfahren am
Ende, das sich Meister Eisenfuss und Bergkönig Angebrannt lieferten:
500 Höhenmeter in kurzen Serpentinen auf ein paar Kilometern in einer
guten halben Stunde. Die Seidenraupe schon auf dem Campingplatz und weinen! |
Les Theneux - Col de la Morte - Col de Malissol
- Les Theneux |
Zwei Grenobler Franzosen meinten, dass der Aufstieg zum Todespass viel schwerer wäre als der Rest hier in der Gegend. Nach kurzem Antritt war das Ding genommen! Danach der Malissol und der Tag endete beim Super-U um endlich an die Rotweindepots der Franzosen zu kommen. |
Les Theneux - Reifenpanne - Vizille - Notre-Dame
soundso - Pierre Chatel - Les Theneux |
Dies sollte schon eine erste Königsetappe werden mit ein paar Zweitausendern, mächtigen Traversen und großartigem Kampf am Berg. Doch nein, die Technik wollte nicht. Das neue beschlagene Ross von Eisenfuss erlitt dreifachen Luftverlust plus zerrüttetem Hufeisen und das zwar schon bei der ersten Abfahrt! Wer schlechte Qualität kauft, wird dafür bestraft. Die Zeche bezahlen die beiden anderen, die somit nicht auf ihre Trainingskilometer kommen sollten, was sich später rächen würde. Der Bergansteig diesmal in voller Sonne, zur Freude von Mark Verstegen, nein Seidenpfücker. |
Les Theneux - Bourg en Oisiers - L'Alpe d'Huez
- und retour |
Technische Details zum Ziel: Die Alpe ist die wohl bekannteste Etappe der bekanntesten
Radrundfahrt der Welt, also die bekannteste Etappe überhaupt. Steigung
und Länge sind nicht das Extrem, aber dennoch hart, die Tradition
ist hier zuhause. Zuerst eine herrliche Waldabfahrt 700 Höhenmeter ins Tal hinunter - diesmal ohne Materialfehler. Die 25 km lange Transferfahrt inklusive 400 Höhenmetern wurde mit Tempo 30 kurz vor dem Berg durch einen Supermarkt gestoppt, der die Müsliriegel- und Wasserversorung gewährleisten sollte. Der Dreifach-Irokese von Eisenfuss ist bemerkenswert. Vom Aufstieg selbst gibts nur Bilder von Profis, da es leider Gottes doch zu anstrengend zum Knipsen war. Deren Qualität ist aber beschränkt.
Die Siegerehrung für den Bergkönig: - Übergabe - Anziehen - Lobhudelei - Küsschen der Lady.
Bergkönige werden alle gefeiert: Alle sind Sieger und so auch Eisenfuss (1 h 19 min) Seidenhemd (1 h 25 min) und Angekommen (1 h 32 min); die letzten beiden haben eine Extrasteigung genommen und sind somit viel schneller gefahren als die Zeit suggeriert.
Oben wurde eine Zeitung (FAZ, die L'Équipe war zu dünn) gekauft, ins Trikot gesteckt und die Abfahrt begann. Trotz des guten Verbaus der Straße, der flachen Kurven und der breiten Straße, die Lust schnell zu abfahren - also über 80 km/h - weicht der Furcht auf halber Strecke den Rest der Bremsbacken verbremst zu haben. Dann hülfe nur noch die Arschbremse und eine kleine Hauttransplantation vom Rücken zum Schenkel. |
Könige, Kaiser, Kultur, Berge |
Die Könige des Berges nach dem Sieg gegen sich, gegen Frankreich, gegen die Alpe, gegen den Plattfuß, gegen den Speichenriss, gegen den Senk- und Spreizfuß, gegen die Muskelverhärtung, gegen das Morgenmüsli und die Abendnudeln, gegen den fehlenden Stuhlgang, gegen die engen Betten, gegen die Zeltplatzruhe, gegen ... endlich am Ziel ihrer Träume der letzten, verschwitzten Nachmittage.
Damit es nicht nur eine wilde Hatz durch die Prärie wird, wurde von Beginn an ein Kulturprogramm geplant. Besuch des Napoleonstehbildes, besser Denkmal. Franzosenerektionen, deutsch-pfälzische Erinnerungen an die verbrannte Erde.
Tolles Schloss von Vizille. Schön alt und grau und irgendwie ganz dufte und toll. So toll, dass wir fast angehalten haben, um Fotos zu machen. Viel interessanter sind die noch sichtbaren, aber schon fast abgeklungenen Schienbeinwunden von Meister Angefault, die er sich beim Fussballturnier - 4 Tore in 5 Spielen, 2. Platz, Ruhm und Ehre - Karlsruher Kneipen zugezogen hat.
Die Heckansicht verrät, dass nur noch 2 Fahrräder angeschnallt waren. Das Rädle von Herrn Angefressen wurde zu Füssen von Napoleon mit Benzin übergossen und ihm, dem großen Kaiser und Feldherren geopfert.
Diese Hügel da links sind nächstes Jahr dran! Keine Straßen, keine Routen, doch wir machen den Weg schon frei!
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© jorge